Microsoft leitet mit der Exchange Server Subscription Edition (SE) eine neue Ära für On-Premises-E-Mail-Infrastrukturen ein. Der bisherige Lebenszyklusansatz mit Kauf- und Mainstream-Support endet. Ab Juli 2025 wird Exchange Server ausschließlich im Abo-Modell angeboten – mit tiefgreifenden technischen und organisatorischen Konsequenzen. In diesem Beitrag beleuchte ich praxisnah die Roadmap, Lizenzstruktur, Neuerungen sowie die exakte Upgradereihenfolge für Exchange SE.

Hintergrund und Motivation der Umstellung

Microsoft verfolgt mit Exchange SE ein zentrales Ziel: die Vereinheitlichung und Modernisierung lokaler Exchange-Umgebungen. Besonders im Fokus stehen dabei Sicherheit, Wartbarkeit und eine verbesserte Cloud-Kompatibilität.

  • Microsoft verfolgt das Ziel, On-Premises-Instanzen sicherer, konsistenter und Cloud-naher zu halten
  • Exchange SE ist ein wesentlicher Baustein dieser Strategie: kontinuierlich aktualisiert, secure-by-design, subscription-basiert
  • Klassische Versionen wie Exchange 2016 oder 2019 werden keine Nachfolger in der bisherigen Form erhalten

Microsoft positioniert Exchange SE als langfristige Lösung für moderne, sichere und cloudnahe On-Premises-Szenarien.

Für Unternehmen mit bestehender Exchange Server 2019-Infrastruktur (CU14 oder CU15) ist der Wechsel zur Subscription Edition vergleichsweise unkompliziert. Microsoft erlaubt ein direktes In-Place-Upgrade, bei dem weder Datenmigration noch Postfachverschiebungen notwendig sind – ein großer Vorteil hinsichtlich Downtime und Planung.
Für Organisationen, die noch Exchange Server 2016 oder ältere Versionen betreiben, ist ein zweistufiger Migrationspfad erforderlich: Zuerst muss ein Zwischenschritt auf Exchange 2019 CU15 erfolgen, erst danach kann auf die SE-Version umgestellt werden. Diese sogenannte Staged Migration erfordert sowohl infrastrukturelle Planung als auch aktives Lizenz- und Schema-Management.

Verfügbarkeit und Lizenzierung

Mit der Einführung von Exchange SE im Juli 2025 ändert sich auch das Lizenzmodell grundlegend. Statt Kauf- werden ausschließlich Abo-Lizenzen angeboten.

  • Exchange SE erscheint als RTM-Version voraussichtlich im Juli 2025
  • Die Lizenzierung erfolgt ausschließlich per aktiver Software Assurance oder via neuer Subscription
  • Es gibt keine Einmalkauf-Option mehr – ohne aktives Abo erlischt das Nutzungsrecht

Ab dem ersten offiziellen Cumulative Update (CU1) für Exchange Server SE ist ein gültiger Subscription-Produktschlüssel zwingend erforderlich. Die bis dahin nutzbare Grace Period entfällt dann. Unternehmen sollten daher sicherstellen, dass sowohl die Subscription-Bestätigung als auch der zugehörige Schlüssel rechtzeitig bereitstehen und dokumentiert werden. Insbesondere in größeren Organisationen mit zentralem Lizenzmanagement ist dieser Punkt nicht zu unterschätzen – fehlende Schlüssel führen unmittelbar zu Funktionsblockaden und administrativem Aufwand.

Lizenzarten:

Folgende Lizenzmodelle stehen zur Verfügung:

  • Server-Subscription für Exchange SE (pro Instanz)
  • CALs sind weiterhin notwendig, ebenfalls in Subscription-Form

Nur wer frühzeitig die Lizenzstruktur prüft und anpasst, kann den Wechsel rechtzeitig und ohne rechtliche Risiken vollziehen.

Technische Neuerungen und Modernisierungen

Exchange SE bringt eine Vielzahl an technischen Weiterentwicklungen mit sich. Der Fokus liegt dabei auf Sicherheit, Update-Vereinfachung und Cloud-Nähe.

  • Konsistenter Update-Zyklus: ähnlich wie Windows Server SE quartalsweise per Hotpatching und kumulativem CU
  • Höhere Sicherheit: TLS 1.3, Standard-Verschlüsselung, verbesserte Protokollierung
  • Vereinfachte Hybridbereitstellung mit Microsoft 365
  • Kein separater Jahresbezeichnung mehr: Statt Exchange 202x nur noch Exchange Server SE

Exchange SE bringt technische Klarheit und höhere Sicherheitsstandards – aber auch neue Anforderungen an Betrieb und Know-how.

Upgrade-Pfade und InPlace-Migration: Der korrekte Weg zu Exchange SE

Aus Sicht der Systemarchitektur ist der Migrationsweg zu Exchange SE klar vorgegeben – und aus meiner Sicht durchaus nachvollziehbar. Wer heute noch mit Exchange 2013 oder 2016 arbeitet, kommt um eine Zwischenmigration nicht herum. Kritisch ist insbesondere der enge Zeitrahmen für den Wechsel.

Zulässige Ausgangsversionen

Nicht jede Umgebung kann direkt auf Exchange SE migriert werden. Microsoft erlaubt eine direkte Migration nur aus Exchange 2019 – sofern aktuelle CUs installiert sind.

  • Exchange Server 2019 mit Cumulative Update 14 (CU14) oder höher

Für ältere Versionen gilt:

  • Exchange 2016 oder Exchange 2013 müssen zunächst auf Exchange 2019 migriert werden
  • Exchange 2010 oder früher: Migration über Zwischenschritte (2016/2019) notwendig

Nur wer heute bereits auf Exchange 2019 setzt, ist für eine direkte Migration auf SE vorbereitet.

Zentrale Voraussetzung: CU14 oder CU15 für Exchange 2019

Die technische Basis für die Migration zu Exchange SE bilden zwei aktuelle Cumulative Updates:

  • CU14, veröffentlicht am 13. Februar 2024
  • CU15, verfügbar seit 10. Februar 2025

Beide Updates enthalten die notwendigen Migrationsvoraussetzungen. CU15 bringt zusätzliche Verbesserungen, ist aber für die SE-Migration nicht zwingend erforderlich.

Beide CUs bilden eine stabile Basis – CU15 bietet mehr Komfort, aber keine zwingenden Vorteile.

Die aktuelle SE-Version (basierend auf Exchange 2019 CU15) ist die letzte, die noch in Koexistenz mit älteren Versionen wie Exchange 2016 oder Exchange 2013 betrieben werden darf. Mit CU2 – angekündigt für das zweite Halbjahr 2026 – wird die Unterstützung für diese Vorgängerversionen vollständig abgeschaltet. Bereits mit CU15 wurde die parallele Installation zu Exchange 2013 technisch blockiert.

Unternehmen sollten ihre Migrationsstrategie daher so ausrichten, dass alle nicht mehr unterstützten Versionen spätestens bis Mitte 2026 aus der produktiven Infrastruktur entfernt sind. Diese Deadline ist organisatorisch nicht zu unterschätzen – insbesondere bei internationalen Standorten, individuellen Schnittstellen und komplexen Zertifikatsstrukturen.

Schritt-für-Schritt-Migrationspfad

In meinen Schulungen empfehle ich, Migrationsprojekte in klar getrennte Phasen zu unterteilen – das hilft bei der Ressourcenplanung und reduziert das Risiko unvorhergesehener Betriebsunterbrechungen:

  1. Bestandsaufnahme
    • Exchange-Version(en) prüfen
    • Active Directory-Schema evaluieren
    • Abhängigkeiten (z.B. Drittanbieter-Tools, Backup-Lösungen) identifizieren
  2. Upgrade auf Exchange 2019 CU14 oder CU15
    • Bei vorhandenem Exchange 2019: Update auf CU14 oder CU15
    • Bei älteren Versionen: Migration auf Exchange 2019, anschließend Update auf CU14 oder CU15
  3. Validierung und Test
    • Funktionstests im Betrieb
    • Hybrid-Umgebungen gegen Microsoft 365 testen
  4. Migration auf Exchange SE (ab Juli 2025)
    • Neue Serverrolle bereitstellen
    • Postfächer verschieben
    • Dienste übernehmen (Transport, Autodiscover, OWA etc.)
  5. Abschluss und Deprovisionierung:
    • Alte Server nach Abschluss stilllegen
    • Dokumentation aktualisieren
    • Betriebs- und Wartungskonzepte überarbeiten

Ein strukturierter Ablauf mit Tests und Dokumentation minimiert Risiken – und erleichtert den Produktivstart von SE erheblich.

Zeitlicher Rahmen und Risiken

Hier sehe ich das größte Risiko für viele Unternehmen: Der Zeitraum zwischen Veröffentlichung (Juli 2025) und Supportende der alten Versionen (14. Oktober 2025) ist extrem knapp bemessen. Weniger als drei Monate bedeuten, dass keinerlei Puffer für Verzögerungen vorhanden ist – besonders bei Hybrid-Umgebungen mit externen Abhängigkeiten.

  • CU14 ist bereits seit Februar 2024 verfügbar, CU15 seit Februar 2025
  • Exchange SE RTM ist für Juli 2025 angekündigt
  • Die Migration muss bis spätestens zum 14. Oktober 2025 abgeschlossen sein

Das Zeitfenster ist kurz. Wer nicht frühzeitig plant, wird unter hohem Druck migrieren müssen.

Empfehlungen zur Planung

Ich empfehle meinen Kund:innen und Teilnehmer:innen, spätestens seit Mitte 2024 konkrete Projektressourcen einzuplanen – sowohl technisch als auch organisatorisch:

  • Frühzeitig mit Proof-of-Concept beginnen
  • Budget und Ressourcen für Projekt ab Q3/2024 einplanen
  • Berücksichtigung von Schulungen für IT-Administrator:innen
  • Lizenzbedingungen und Software Assurance rechtzeitig prüfen
  • Migrationsplanung sollte bereits vor Juli 2025 abgeschlossen und technisch vorbereitet sein

Auch wenn Microsoft die SE-Version langfristig unterstützen wird, ist das eigentliche Zeitfenster für ein planvolles und risikoarmes Upgrade deutlich kürzer, als es auf den ersten Blick scheint. Die aktuelle Grace Period läuft bis Oktober 2025 – ab dann sind sowohl Lizenznachweise als auch CU-Bereitschaft Pflicht.\n
Organisationen, die heute noch Exchange 2016 oder 2013 betreiben, sollten daher spätestens jetzt mit der Vorbereitungsphase beginnen: Infrastrukturinventar, Zertifikatsüberprüfung, AD-Schema-Review und Lizenzplanung sind keine Aufgaben, die sich kurzfristig zwischen Quartalsprojekten erledigen lassen. Wer hier zu spät handelt, riskiert Supportverlust, Updateblockaden und administrative Unsicherheit – mit entsprechenden Folgen für Sicherheit und Compliance.

Wer vorbereitet ist, kann den Umstieg professionell und ohne operative Hektik vollziehen.

Exkurs: Exchange Server Lifecycle

Version Veröffentlicht Mainstream Support Extended Support
Exchange Server SE CU2 H2 2026
Exchange Server SE CU1 H1 2026
Exchange Server SE Juli 2025
Exchange Server 2019 22.10.2018 09.01.2024 14.10.2025
Exchange Server 2016 01.10.2015 13.10.2020 14.10.2025
Exchange Server 2013 SP1 25.02.2014 10.04.2018 11.04.2023
Exchange Server 2013 09.01.2013 10.04.2018 14.04.2015

Koexistenzszenarien: Wer darf mit wem?

Ein entscheidender Aspekt bei der Planung Ihrer Migrationsstrategie ist die Frage der Koexistenzfähigkeit verschiedener Exchange-Versionen. Gerade in gestaffelten Migrationsprojekten oder Hybrid-Umgebungen ist es häufig notwendig, verschiedene Versionen temporär parallel zu betreiben.

Die folgende Tabelle aus der offiziellen Exchange-Dokumentation zeigt deutlich, wie eingeschränkt die Koexistenzfähigkeit insbesondere mit älteren Versionen ist:

Version Exchange Server 2019 CU14 Exchange Server 2019 CU15 Exchange Server SE RTM / CU1 Exchange Server SE CU2
Exchange Server 2013 (alle CUs) Ja (kein Support) Nein (Blockiert) Nein (Blockiert) Nein (Blockiert)
Exchange Server 2016 CU23 Ja Ja Ja (kein Support ab CU1) Nein (Blockiert)
Exchange Server 2019 CU14 / CU15 Ja Ja Ja (kein Support ab CU1) Nein (Blockiert)

Interpretation der Tabelle

  • Exchange 2013 ist mit keiner Exchange SE-Version mehr kompatibel – weder technisch noch supportseitig. Eine direkte Koexistenz ist ausgeschlossen.
  • Exchange 2016 CU23 ist nur mit Exchange SE RTM/CU1 noch technisch möglich, aber ab CU1 nicht offiziell unterstützt. Mit CU2 entfällt diese Möglichkeit vollständig.
  • Exchange 2019 CU14/CU15 sind hier die einzigen Versionen, die eine temporäre Koexistenz mit Exchange SE erlauben – jedoch ebenfalls nur befristet bis CU1 und anschließend nicht mehr offiziell unterstützt.

Für Exchange Hybrid Deployments bleibt der sogenannte Free Hybrid Server lizenztechnisch weiterhin verfügbar – auch mit der SE-Version. Voraussetzung ist allerdings, dass die Organisation über gültige Microsoft 365-Lizenzen mit Exchange Online-Plänen verfügt und der Hybrid-Server ausschließlich Verwaltungszwecken dient (keine Postfächer).

Wer SE-Installationen im Hybridbetrieb betreibt, muss jedoch aufpassen: Die kostenlose Nutzung greift nur dann, wenn der Subscription-Status aktiv ist oder alternativ eine gültige Software Assurance besteht. Es empfiehlt sich daher, jede Hybridkonstellation regelmäßig auf Lizenzkonformität zu überprüfen – insbesondere bei parallelem Onboarding neuer M365-Tenants.

Auswirkungen auf Betrieb und Wartung

Mit Exchange SE verändern sich die betrieblichen Rahmenbedingungen deutlich. Unternehmen müssen sich auf einen kontinuierlichen Update-Betrieb und eine engere Anbindung an Microsoft 365 einstellen.

  • Wegfall klassischer Versionierung: keine Exchange 2027 oder ähnlich mehr geplant
  • Updates erfolgen im laufenden Betrieb
  • Abonnement ist Voraussetzung für Sicherheitsupdates
  • Monitoring und Compliance-Anforderungen steigen durch die stärkere Anbindung an Microsoft 365

IT-Teams bzw. Administrator:innen müssen sich organisatorisch und technisch auf eine neue Update-Realität einstellen.

Fazit und strategische Einordnung

Exchange SE markiert eine Zäsur für Unternehmen, die weiterhin auf lokale E-Mail-Infrastruktur setzen. Die Umstellung auf ein Subscription-Modell bringt Vorteile in Wartbarkeit, Sicherheit und Integration – erfordert aber proaktive Planung.

Meine Empfehlung aus Sicht der Praxis:

  • Jetzt Infrastruktur analysieren, Exchange-Version und CU-Level prüfen
  • Projekt aufsetzen
  • Lizenzstrategie frühzeitig mit Microsoft-Partnern abstimmen
  • Sicherheits- und Cloud-Anforderungen parallel evaluieren
  • Den engen Zeitraum zwischen Juli und Oktober 2025 unbedingt berücksichtigen und Pufferzeiten einplanen

Der Weg zur Exchange Subscription Edition ist nicht trivial, aber mit strategischer Weitsicht gut umsetzbar – und letztlich auch eine Chance, die eigene Infrastruktur nachhaltig zu modernisieren.

 

Update vom 02.07.2025:
Dieser Beitrag wurde um zusätzliche Hinweise zur Upgrade-Strategie, Lizenzierung und Koexistenz aktualisiert. Grundlage sind neue Veröffentlichungen der Microsoft Tech Community. Die wichtigsten Ergänzungen betreffen Produktschlüsselanforderungen ab CU1, Hybridbetrieb unter SE-Lizenzbedingungen und Zeitfristen für Exchange-Versionen im Parallelbetrieb.