Einleitung 

Die Digitalisierung hat das Berufsbild von Fachinformatiker:innen grundlegend verändert. Seit der Neuordnung der IT-Berufe 2020 ist das Thema „Künstliche Intelligenz (KI)“ explizit Bestandteil der Ausbildungsordnung. Die Industrie- und Handelskammern (IHK) greifen diesen Wandel in ihren Prüfungen auf. Dieser Artikel beleuchtet, welche Kenntnisse und Kompetenzen Auszubildende und Umschüler im Bereich KI nachweisen müssen und wie sie sich gezielt darauf vorbereiten können.

KI in der Ausbildungsordnung

Im Rahmenlehrplan der IT-Berufe, insbesondere des Fachinformatikers für Anwendungsentwicklung und Systemintegration, finden sich seit 2020 klare Bezüge zu KI:

  • Lernfeld 6: „Automatisierte Abläufe mit Programmen realisieren“ beinhaltet Grundlagen des maschinellen Lernens.
  • Lernfeld 9: „IT-Systeme zur Digitalisierung von Geschäftsprozessen planen“ bezieht KI in Prozessoptimierungen ein.

KI wird hier nicht als tiefgehende Disziplin verstanden, sondern als Querschnittsthema mit Fokus auf:

  • Grundverständnis der Funktionsweise
  • Mögliche Anwendungsfälle im Unternehmen
  • Chancen und Risiken

Prüfungsrelevante Inhalte mit KI-Bezug

In schriftlichen und praktischen Prüfungen der IHK können folgende Inhalte thematisiert werden:

  • Begrifflichkeiten: KI, Machine Learning, Deep Learning, neuronale Netze, Natural Language Processing (NLP)
  • Anwendungsbeispiele: Chatbots, Bild- und Spracherkennung, Empfehlungssysteme
  • Einsatzgebiete: Support-Automatisierung, Qualitätskontrolle, Datenanalyse
  • Technologische Grundlagen: Datenstrukturen, Trainingsdaten, Klassifikation vs. Regression
  • Ethische Fragestellungen: Bias, Datenschutz, Erklärbarkeit von Entscheidungen („Blackbox“)

 

Beispielhafte Prüfungsfragen

Multiple-Choice-Fragen:

  • Was unterscheidet regelbasierte KI von lernenden Systemen?
  • Welche Aussage trifft auf neuronale Netze zu?

Szenariobasierte Aufgaben:

  • Ein mittelständisches Unternehmen möchte einen Chatbot einführen. Beurteilen Sie Vor- und Nachteile.
  • Sie sollen eine Bilderkennungssoftware evaluieren. Welche Kriterien sind zu prüfen?

Projektarbeit/Präsentation:

  • „Einsatz einer KI zur automatisierten Klassifikation von Support-Tickets“
  • „Entwicklung einer Empfehlungslogik für ein Onlineshop-Modul auf Basis von Nutzerdaten“

KI in der Projektarbeit

Bei der Projektprüfung können KI-Elemente integrativer Bestandteil sein, insbesondere wenn:

  • Entscheidungsunterstützungssysteme implementiert werden
  • vorhandene KI-APIs (z.B. OpenAI, Azure Cognitive Services) eingebunden werden
  • automatisierte Workflows durch ML-Komponenten optimiert werden

Tipps für die Umsetzung:

  • Klare Zieldefinition mit messbarem Nutzen
  • Nachvollziehbare Architekturwahl
  • Dokumentation von Modellen, Trainingsdaten und Evaluationsergebnissen
  • Kritische Reflexion zu Risiken, Erklärbarkeit und Datenschutz

Lernempfehlungen für Auszubildende und Umschüler:innen

Ein tiefes mathematisches Verständnis ist für die IHK-Prüfung nicht erforderlich. Entscheidend sind:

  • Grundverständnis: Was ist KI? Wo wird sie eingesetzt?
  • Anwendungsorientierung: Welche Aufgaben lassen sich mit KI lösen?
  • Reflexionsfähigkeit: Welche ethischen und rechtlichen Fragestellungen sind relevant?

Empfohlene Lernplattformen:

Fazit

Künstliche Intelligenz ist nicht nur ein Trend, sondern ein fester Bestandteil moderner IT-Ausbildung. Die IHK legt Wert auf praxisnahe Anwendung und reflektierte Nutzung von KI-Technologien. Wer sich mit realistischen Szenarien, grundlegendem technischen Verständnis und einer kritischen Haltung gegenüber Chancen und Risiken der KI auseinandersetzt, ist für die Prüfung bestens gerüstet.

Tipp: Für Lehrende lohnt sich die Einbindung von Mini-Projekten oder praktischen Beispielen im Unterricht. Sie bereiten nicht nur auf die Prüfung, sondern auch auf die Realität im IT-Beruf vor.