Microsoft wird am 14. Oktober 2025 den regulären Support für Windows 10 einstellen. Für viele Unternehmen, IT-Abteilungen und selbstständige Professionals bedeutet das: Handlungsbedarf. Denn ein Betriebssystem ohne Sicherheitsupdates ist nicht nur ein potenzielles Einfallstor für Cyberangriffe, sondern kann auch Compliance-Risiken und technische Einschränkungen mit sich bringen.

In diesem Beitrag erhalten Sie einen strukturierten Überblick über die Auswirkungen des Supportendes, die damit verbundenen Risiken und vor allem: welche Schritte Sie jetzt ergreifen sollten.

Was bedeutet das Supportende von Windows 10 konkret?

Ab dem 15. Oktober 2025 gilt:

  • Es gibt keine Sicherheitsupdates mehr für Windows 10
  • Microsoft stellt den technischen Support offiziell ein
  • Neu entdeckte Schwachstellen bleiben ungepatcht
  • Zunehmende Kompatibilitätsprobleme mit aktueller Software und Hardware sind absehbar

Für Unternehmen mit speziellen Anforderungen bietet Microsoft zwar ein kostenpflichtiges Extended Security Updates (ESU) Programm an, dies ist jedoch zeitlich begrenzt, kostenintensiv und primär für große Unternehmenskunden konzipiert.

Exkurs: Was sind Extended Security Updates (ESU)?

Microsoft bietet mit dem ESU-Programm (Extended Security Updates) eine Möglichkeit, auch nach dem offiziellen Supportende von Windows 10 weiterhin sicherheitsrelevante Updates zu erhalten – für Unternehmen und seit Juni 2025 auch für Privatnutzer, zumindest im ersten Jahr.

Kerndaten zum kostenpflichtigen ESU-Programm (für Unternehmen, Bildung, Behörden):

  • Start: ab 15. Oktober 2025
  • Laufzeit: bis max. Oktober 2028 (jährlich verlängerbar)
  • Kosten: im ersten Jahr rund 61 € pro Gerät, mit steigender Preisstaffel pro Jahr
  • Vertrieb: über Microsoft Volumenlizenzprogramme (VL) oder Cloud Solution Provider (CSP)
  • Enthalten: nur Sicherheitsupdates, keine Feature- oder Qualitätsupdates
  • Einschränkungen: bestimmte Editionen (z. B. Home) sind regulär ausgeschlossen

Neu: Kostenfreies ESU-Programm für Private Nutzung

Seit dem 24.06.2025 ist bekannt:

  • Private Anwender:innen (Windows 10 Home / Pro) erhalten kostenfrei ein Jahr ESU (15.10.2025–13.10.2026)
  • Voraussetzung: Microsoft-Konto, Windows Backup aktiv, Anmeldung über den kommenden ESU-Wizard (ab Juli 2025)
  • Alternativ kann das ESU auch per Einmalzahlung (~30 USD) oder durch Microsoft Rewards Punkte aktiviert werden
  • Danach (ab Oktober 2026) ist ein kostenpflichtiges ESU ggf. für Privatnutzer denkbar – Details offen

Seit dem 24. September 2025 bietet Microsoft für private Anwender:innen in der Europäischen Union zudem ein vereinfachtes und kostenfreies Verfahren zur Nutzung von ESU an. Weitere Informationen dazu stellt Microsoft auf seiner offiziellen Website bereit.

Wann ist das ESU-Programm sinnvoll?

  • Unternehmen: Wenn kritische Systeme oder Legacy-Anwendungen nicht rechtzeitig migriert werden können
  • Privatpersonen: Wenn ein Hardware‑Upgrade nicht möglich ist oder kurzfristig keine Migration auf Windows 11 realisierbar erscheint
  • Grundsatz: Das ESU ist eine Übergangslösung, kein langfristiger Ersatz für ein modernes Betriebssystem

Welche Risiken birgt ein Weiterbetrieb von Windows 10?

Viele Unternehmen neigen dazu, bestehende Systeme so lange wie möglich zu betreiben. Doch beim Weiterbetrieb von Windows 10 nach dem Supportende ist Vorsicht geboten:

  • Sicherheitsrisiko: Ohne aktuelle Patches steigt das Risiko für Angriffe durch Schadsoftware, insbesondere Ransomware
  • Compliance-Verstoß: In vielen Branchen gelten regulatorische Anforderungen, die ein aktuelles und sicheres Betriebssystem voraussetzen
  • Verlust von Softwarekompatibilität: Neue Softwaregenerationen setzen oft aktuelle Windows-Versionen voraus
  • Reputationsschaden: Ein Sicherheitsvorfall aufgrund veralteter IT kann das Vertrauen von Kunden und Partnern massiv beeinträchtigen

Schritt-für-Schritt: Was Unternehmen jetzt tun sollten

  1. Bestandsaufnahme durchführen
    • Welche Geräte nutzen derzeit noch Windows 10?
    • Welche davon erfüllen die Hardwareanforderungen für Windows 11?
  2. Technische Migrationsplanung starten
    • Überprüfen Sie BIOS/UEFI-Konfiguration: Ist Secure Boot aktiviert?
    • Prüfen Sie das Vorhandensein von TPM 2.0 (Trusted Platform Module)
    • Evaluieren Sie Gruppenrichtlinien, Netzwerkintegration, Applikationskompatibilität
  3. Organisatorische Vorbereitungen treffen
    • Erstellen Sie einen Migrationszeitplan mit realistischen Etappen
    • Schulen Sie betroffene Mitarbeitende frühzeitig
    • Kommunizieren Sie die bevorstehenden Änderungen klar und transparent
  4. Sicherheitsarchitektur modernisieren
    • Prüfen Sie vorhandene Endpoint-Schutzkonzepte
    • Setzen Sie neue Funktionen wie Microsoft Defender for Endpoint gezielt ein
    • Nutzen Sie die Gelegenheit zur Einführung von Härtungsrichtlinien nach CIS- oder Microsoft-Baselines

Mögliche Migrationspfade – Ihre Optionen im Überblick

Direktmigration auf Windows 11 (empfohlen)

Die logischste und zukunftssicherste Variante. Beachten Sie dabei die Systemanforderungen und die Schulung Ihrer Anwender.

Windows 365 / Azure Virtual Desktop (AVD)

Cloudbasierte Desktops sind eine interessante Alternative, insbesondere wenn Hardware nicht aufrüstbar ist.

Extended Security Updates (ESU)

Nur als kurzfristige Zwischenlösung empfehlenswert, z.B. in Spezialumgebungen oder bei Migrationsverzögerungen.

Wer kann (vorerst) entspannt bleiben?

Aktuell keinen akuten Handlungsbedarf haben Unternehmen, die folgende Windows-Versionen einsetzen:
Windows 10 Enterprise LTSC 2019 (Support bis 09. Januar 2029), Windows 10 Enterprise LTSC 2021 (Support bis 12. Januar 2027) oder Windows 10 IoT Core / Enterprise LTSC.

Diese Editionen sind für den Langzeiteinsatz in spezialisierten Umgebungen konzipiert – etwa in Industrieanlagen, Medizintechnik oder eingebetteten Systemen (Embedded Devices). Sie erhalten auch über das reguläre Supportende hinaus Sicherheitsupdates, jedoch keine Funktionsupdates. Für den klassischen Büroarbeitsplatz sind sie daher nicht empfohlen, sondern ausschließlich für stabilitätskritische Infrastrukturen gedacht.

Erweiterte Sicherheits-Updates (ESU) für Windows 10 – jetzt auch kostenfrei für Privatkund:innen

Am 24. September 2025 hat Microsoft die Rahmenbedingungen für das Ende des Windows-10-Supports noch einmal präzisiert. Ziel ist es, den Übergang für unterschiedliche Zielgruppen abzufedern, sowohl für Privatnutzer:innen als auch für Unternehmen.

Für Privatkund:innen (Windows 10 Home / Pro)

  • Kostenfreie ESU für ein Jahr: Nutzer:innen in der Europäischen Union erhalten von Oktober 2025 bis Oktober 2026 automatisch und ohne Zusatzbedingungen erweiterte Sicherheitsupdates.
  • Alternative Bezahloption: Wer die kostenfreie Variante nicht nutzen kann oder möchte, hat die Möglichkeit, gegen eine Einmalzahlung von rund 30 USD am ESU-Programm teilzunehmen.
  • Vereinfachte Anmeldung: Die Registrierung erfolgt über einen Assistenten in den Windows-10-Einstellungen; ein Microsoft-Konto oder zusätzliche Dienste wie Microsoft Rewards sind nicht mehr zwingend erforderlich.

Für Geschäftskund:innen

  • ESU bis zu drei Jahre: Unternehmen können erweiterte Sicherheitsupdates bis 2028 erwerben. Die Kosten beginnen bei ca. 61 USD pro Gerät und Jahr und steigen mit jeder Verlängerungsstufe.
  • Cloud-Optionen: Wer Windows-10-Instanzen in der Cloud betreibt (z. B. über Windows 365 oder Azure Virtual Desktop), erhält die ESU ohne Zusatzkosten.
  • Lizenzmodell: Die Verwaltung erfolgt über Volumenlizenzprogramme, sodass Administrator:innen den ESU-Status zentral steuern können.

Kritik aus der EU-Perspektive

Die europäische Verbraucherorganisation Euroconsumers begrüßt zwar, dass Microsoft für die EU kostenfreie ESU für Privatkund:innen bereitstellt. Allerdings wird betont, dass diese Maßnahme nur eine kurzfristige Lösung darstellt. Kritisch sehen die Verbraucherschützer:innen insbesondere:

  • die zeitliche Begrenzung auf nur ein Jahr – nach dem 13. Oktober 2026 entfällt der Schutz für Privatgeräte endgültig,
  • die Hardware-Hürden von Windows 11, die viele funktionsfähige Systeme ausschließen,
  • und die Nachhaltigkeitsproblematik: das frühzeitige Supportende beschleunigt Elektroschrott und erschwert Wiederverwendung und Refurbishment.

Damit wird deutlich, dass Microsofts Strategie einer schnellen Migration auf Windows 11 mit den europäischen Zielen von Verbraucherschutz und nachhaltiger Digitalisierung nur bedingt vereinbar ist. Für Unternehmen wie Privatnutzer:innen sind die ESU eine wichtige Brücke, aber keine dauerhafte Lösung. Wer langfristig sicher arbeiten möchte, sollte jetzt aktiv den Wechsel auf Windows 11 oder geeignete Alternativen vorbereiten.

Fazit: Wer jetzt handelt, hat die Kontrolle

Der Countdown läuft. Auch wenn Oktober 2025 noch entfernt wirkt, sind die Migrationsvorbereitungen zeitintensiv und organisatorisch nicht zu unterschätzen. Unternehmen sollten die verbleibenden Monate aktiv nutzen, um ihre IT-Infrastruktur strategisch auf das Supportende vorzubereiten.

Ausgenommen sind lediglich Systeme mit LTSC-Versionen, die auch über 2025 hinaus Sicherheitsupdates erhalten – allerdings ausschließlich in spezialisierten Einsatzszenarien. Für klassische Office-Umgebungen bleibt der Umstieg auf Windows 11 alternativlos.

Windows 11 überzeugt nicht nur mit erhöhter Sicherheit, sondern auch mit modernen Funktionen für Produktivität, Verwaltung und hybride Arbeitsformen. Wer frühzeitig plant, reduziert Risiken und schafft die Grundlage für eine dauerhaft stabile und zukunftsfähige IT-Landschaft.

Update-Hinweis (26. September 2025)

Microsoft hat inzwischen offiziell bestätigt, dass Privatanwender:innen in der Europäischen Union ein Jahr lang kostenfreie Extended Security Updates (ESU) für Windows 10 erhalten können. Alternativ besteht die Möglichkeit, den erweiterten Support gegen eine einmalige Gebühr von rund 30 US-Dollar zu verlängern. Damit reagiert Microsoft auch auf Kritik aus Brüssel und adressiert die rechtlichen Anforderungen der EU.

Parallel dazu hat die Verbraucherorganisation Euroconsumers in einer Nachricht an Microsoft betont, dass diese Lösung zwar ein Schritt in die richtige Richtung sei, die Begrenzung auf nur ein Jahr jedoch deutlich zu kurz greife. Besonders kritisch sehen die Expert:innen:

  • die Hardware-Barrieren beim Umstieg auf Windows 11, da viele ältere, technisch noch voll funktionsfähige Geräte nicht kompatibel sind,
  • die Gefahr, dass Millionen Geräte ab Oktober 2026 ohne Sicherheitsupdates bleiben,
  • und die nachhaltigkeitspolitische Dimension: verkürzte Supportzyklen fördern Elektroschrott und erschweren die Weiterverwendung oder das Refurbishment von Geräten.

Fazit: Auch wenn die kostenfreie ESU-Option für ein Jahr kurzfristig Entlastung bringt, bleibt klar: Wer langfristig sicher und zukunftsfähig arbeiten möchte, sollte den Umstieg auf Windows 11 oder Alternativen jetzt planen. Ein Abwarten auf mögliche weitere EU-Initiativen ist riskant.

Update-Hinweis (25. Juni 2025)

Dieser Beitrag wurde nachträglich aktualisiert, um die neuen Informationen zum kostenlosen ESU-Programm in der privaten Nutzung zu berücksichtigen, die Microsoft am 24. Juni 2025 veröffentlicht hat. Weitere Details siehe Abschnitt Erweiterte Sicherheits-Updates (ESU) für Windows 10 – jetzt auch kostenfrei für Privatkund:innen.