Die Einführung von Windows 11 war mehr als ein kosmetisches Upgrade. Sie markierte einen Paradigmenwechsel: Richtung sichere Plattformarchitektur, verbesserte Performance und tiefergehende KI-Integration. Mit dem Start der Copilot+ PC-Generation im Jahr 2024 geht Microsoft nun einen weiteren, konsequenten Schritt – und dieser hat erhebliche Auswirkungen auf die Hardwarestrategie in Unternehmen.
In diesem Beitrag beleuchte ich, worauf Sie bei der Beschaffung neuer Hardware achten sollten, was Copilot+ PCs konkret bieten und welche Funktionen von Windows 11 dadurch erstmals ihre volle Wirkung entfalten.
Copilot+ PCs: Was steckt dahinter?
Copilot+ PCs sind Geräte, die auf dedizierte KI-Beschleuniger setzen und damit für lokal laufende KI-Prozesse ausgelegt sind. Im Zentrum steht dabei die NPU (Neural Processing Unit), die parallel zu CPU und GPU KI-Operationen übernimmt.
Technische Anforderungen laut Microsoft:
Zusätzlich zu den allgemeinen Mindestanforderungen für Windows 11 müssen Copilot+ PCs folgende Eigenschaften erfüllen:
- Prozessor: Ein kompatibler Prozessor oder SoC (System-on-a-Chip) mit NPU, die mindestens 40+ TOPS (Tera Operations per Second) leisten kann. Aktuell unterstützte Plattformen sind:
- AMD Ryzen AI 300 series
- Intel Core Ultra 200V series
- Snapdragon X series
- RAM: Mindestens 16 GB DDR5 oder LPDDR5
- Speicherplatz: Mindestens 256 GB SSD (NVMe/PCIe 4.0 oder UFS)
Hinweis: Je nach zukünftiger Funktion, App oder Hardware, die Sie Ihrem Copilot+ PC hinzufügen, können weitere Anforderungen entstehen.
Diese Systeme sind darauf ausgelegt, KI-gestützte Funktionen lokal und energieeffizient auszuführen – ohne permanente Cloudverbindung.

Exkurs: Was ist eigentlich eine NPU?
Die Neural Processing Unit (NPU) ist ein spezialisierter Co-Prozessor, der entwickelt wurde, um Aufgaben der künstlichen Intelligenz mit hoher Effizienz zu verarbeiten. Im Gegensatz zur CPU, die auf allgemeine logische Berechnungen optimiert ist, und zur GPU, die primär für grafikbezogene Aufgaben konzipiert wurde, ist die NPU auf massiv parallele KI-Berechnungen ausgelegt.
Typische Einsatzgebiete einer NPU sind:
- Echtzeit-Spracherkennung und -übersetzung
- Analyse und Kategorisierung von Bildern
- Verarbeitung natürlicher Sprache (Natural Language Processing)
- Personalisierte Systemantworten und Vorschläge
Copilot+ PCs verfügen über NPUs mit einer Rechenleistung von mehr als 40 TOPS (Tera Operations per Second), was eine Verarbeitung komplexer KI-Aufgaben direkt am Gerät erlaubt. Das sorgt nicht nur für schnellere Reaktionszeiten, sondern reduziert auch den Bedarf an Cloud-Verbindungen – ein entscheidender Vorteil in Bezug auf Datenschutz, Energieeffizienz und Offline-Nutzbarkeit.
Unit | Funktion | Stärken | Einsatzbereiche |
---|---|---|---|
CPU | Allgemein | Vielseitigkeit, logisches Rechnen | Betriebssysteme, Anwendungen, Systemsteuerung |
GPU | Grafik | Parallele Verarbeitung großer Datenmengen | 3D-Grafik, Videobearbeitung, wissenschaftliches Rechnen |
NPU | KI | Energieeffiziente, parallele KI-Operationen | Sprach-, Bild- und Kontextanalyse, lokale KI-Berechnung |
Diese Architekturaufteilung macht deutlich: Eine NPU ist keine Konkurrenz zur CPU oder GPU, sondern eine funktionale Ergänzung für gezielte KI-Aufgaben – und mit Copilot+ erstmals integraler Bestandteil einer Windows-basierten Plattform.
Funktionen, die nur mit Copilot+ PCs verfügbar sind
Recall (KI-basierte Chronik-Suche)
Speichert alle Bildschirminhalte lokal, durchsuchbar mit natürlicher Sprache. Funktioniert nur mit Copilot+ PCs aufgrund der benötigten NPU-Leistung und Storage-Optimierung.
Live Captions / Live Translations
Spracheingaben und Audioquellen werden lokal transkribiert – und auf Wunsch automatisch übersetzt. Ideal für internationale Meetings oder Barrierefreiheit.
Studio-Effekte (lokal)
Hintergrundunschärfe, automatische Blickkorrektur und Sprachfokus werden direkt durch die NPU berechnet – ohne CPU-Last oder Cloud.
KI-Inhaltsvorschläge in Office, Dateiablagen oder E-Mails
Diese sind schneller und datenschutzfreundlicher, da sie auf lokale Modelle zurückgreifen können (sofern durch Anwendungen wie Microsoft 365 unterstützt).

Exkurs: Was ist Microsoft Pluton?
Microsoft Pluton ist eine Sicherheitsarchitektur auf Hardwarebasis, die ursprünglich in der Xbox und Azure Sphere verwendet wurde und nun in modernen Windows-PCs Einzug hält. Ziel ist es, die Angriffsfläche auf Firmware-Ebene zu reduzieren und wichtige Sicherheitsfunktionen direkt im Prozessor zu verankern – außerhalb der Reichweite von potenziellen Angreifern, die sich auf das UEFI oder BIOS stützen.
Vorteile von Pluton:
- Integriertes TPM (Trusted Platform Module) direkt im Prozessor
- Besserer Schutz vor Firmware- und Hardwareangriffen
- Nahtlose Updates durch Windows Update, da Microsoft direkten Zugriff auf die Sicherheits-Firmware hat
- Zero Trust-fähige Grundlage für moderne Identitäts- und Zugriffskontrollen
Pluton ist kein Pflichtbestandteil von Copilot+ PCs, kann aber als zusätzliche Schutzebene in Erwägung gezogen werden – insbesondere in sicherheitskritischen Umgebungen oder bei hohen Datenschutzanforderungen.
Was bedeutet das für Ihre Hardwarestrategie?
Nicht jedes Windows-11-Gerät ist für Copilot+ geeignet
Ein Notebook mit Windows 11 Home und 8 GB RAM kann zwar grundsätzlich Copilot anzeigen, aber viele der oben genannten Features bleiben deaktiviert. Die „Copilot+ Label“-Geräte sind zertifiziert und bieten klar definierte Leistungsmerkmale.
Langfristige Investitionssicherheit
Wer jetzt Hardware beschafft, sollte die nächsten drei bis fünf Jahre bedenken. KI wird nicht weniger – sondern mehr. Copilot+ ist damit ein strategischer Einstiegspunkt in die lokale KI-Nutzung.
Besonderheiten bei der Geräteauswahl
- Auf Akkulaufzeit und thermisches Design achten (NPU braucht wenig Energie, aber effiziente Nutzung ist Voraussetzung)
- Treiberverfügbarkeit und OEM-Support prüfen (nicht jeder Hersteller liefert sofort Updates für KI-Features)
- Microsoft Pluton-Sicherheit optional als Zukunftsmerkmal beachten
Fazit: Zukunftsorientiert statt nur kompatibel
Windows 11 ist nicht gleich Windows 11. Mit Copilot+ PCs betritt Microsoft bewusst Neuland: KI wird direkt ins Betriebssystem und in die Hardware verankert. Wer heute neue Endgeräte auswählt, sollte daher nicht nur auf Kompatibilität achten, sondern auf Eignung für lokale KI-Anwendungen. Unternehmen, die produktivitätssteigernde Funktionen wie Recall, Transkription oder intelligente Inhaltserstellung nutzen möchten, kommen um eine fundierte Auseinandersetzung mit Copilot+ nicht herum.